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Act of Kindness

Jetzt sind wir schon sehr lange hier auf der Insel der Götterchens. Ich persönlich liebe es immer noch sehr, hier zu sein. Es wirkt sogar so, als würde ich von Jahr zu Jahr indonesischer werden, sagen zumindest deutsche Freunde, die mich eine Weile nicht gesehen haben. Und ja, auch ich spüre es. Inzwischen schnacke ich ganz überzeugend indonesischen Slang. Das macht einen tatsächlich mehr zu einem von ihnen. Am Ende bin ich ja auch Vollblut-Indonesierin. Made in Germany halt.


Dennoch, manchmal frage ich mich: Wie viel Deutsches trage ich noch in mir?

Vielleicht zeigt es sich dort, wo große Probleme auftauchen, dann werde ich deutsch, nüchtern, klar, strukturiert, pushy, hart.

Wenn dieselben Probleme viele Sonnenaufgänge später wieder kleiner wirken, dann bin ich wieder indonesischer Hippie.


Was mich hier jedoch oft bewegt, sind die vielen westlichen Wohlhabenden, die auf dieser Insel leben, als gehöre sie ihnen. Dabei ruht ihr ganzer Alltag auf den Schultern der Locals und deren Leben wiederum auf ihren.

Eine stille Abhängigkeit, die kaum einer ausspricht.

Die meisten sehen nur das glänzende Bali.

Doch das Leid liegt dort, wo kaum jemand hinfährt.

Zwischen diesen zwei Welten muss man sich erst zurechtfinden.


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Vielleicht bin ich deshalb so dankbar für unsere Arbeit mit One Chance.

Sie hält uns verbunden mit genau jenen Menschen, die nicht gesehen werden.

Dank euch können wir etwas helfen.

Was ich fühle dabei:

Dankbarkeit für mein privilegiertes Leben. Einen dicken Kloß im Hals. Liebe. Wärme. Und immer wieder dieses kleine schlechte Gewissen, dass ich nicht noch mehr tue.

Aber was wäre überhaupt mehr? Ist Share-ity die Rettung der Welt? Sicher nicht. Reines Geld aus dem Westen verschärft oft nur die Ungleichheit.


Reicht es nicht, im eigenen kleinen Alltag einfach menschlich zu sein? Seid nett zueinander, sage ich oft zu meinen Kindern. Aber bin ich das selbst genug?

In einer völlig durchgedrehten Welt wäre Kindness nötiger denn je. Kindness lässt im Alltag das Eis schmelzen, im Business-Meeting, an der Kasse, im Restaurant ...

Sie wirkt Wunder, zaubert ein Lächeln, lässt uns wohlfühlen, streichelt das Ego, schafft Verbindung und verändert die Stimmung sofort.

Kindness braucht Übung und Wahrhaftigkeit. Sie bringt uns ins Jetzt, hilft uns, den Moment wirklich zu fühlen.

Sie bewahrt uns davor, andere zu verletzen. Denn niemand von uns weiß, welchen unsichtbaren Rucksack der Mensch vor uns trägt.


Ich glaube fest daran: Die Welt kann durch Kindness ein bisschen besserer sein.

So wie mit Ibu Made aus der Sari Hati School zum Beispiel, der wir aus ihrer Schuldenlast heraushelfen konnten.

Wenn sie mich sieht, ruft sie: „Du Hübsche. Du wirst jedes Mal hübscher.“

Und jedes Mal freue ich mich, muss lachen, mein Nervensystem beruhigt sich, wird friedlich. Nicht für den ganzen Tag, aber für einen kleinen, kostbaren Moment, den ich wie ein Licht mitnehme, um jemand anderen ein Kompliment zu machen.

Zum Beispiel an dieses strahlende Mädchen aus der Sari Hati School, das so fleißig die Opfergaben bastelt.


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